Irvine Welsh dürfte im deutschsprachigen Raum spätestens seit der Verfilmung seines Kultromans Trainspotting (1993) aus dem Jahr 1996 bekannt sein, die unter der Regie Danny Boyles entstand. Man kennt ihn als coolen Schriftsteller, dessen punkig-frecher Schreibstil mehr Spannung und Geschwindigkeit erzeugt, als mancher Horrorautor. Mittlerweile hat Welsh mehrere Bücher geschrieben, die fast alle in seiner Heimat Leith angesiedelt sind und um Drogen, Abstürze und Wege aus der eigenen Krise handeln.
Es stellt sich die Frage, ob sich die Lektüre solch düsterer Bücher lohnt. Eigentlich sollte Lesen doch entspannen. Man sitzt auf seinem gemütlichen Sofa, hat einen frisch gebrühten Kaffee, einen leckeren Kuchen auf https://www.deinetorte.de/ bestellt und will sich einem guten Buch widmen. Ist die knallharte Lektüre über Drogen in Schottland da wirklich passend? Sie ist es, und dafür gibt es mehrere Gründe.
Trainspotting als Autobiographie
Zuerst muss man die Quintessenz der Werke Welshs erwähnen: die Nähe des Autors zu seinem Werk. Wie sein Protagonist Mark Renton, der in mehreren seiner Bücher sein Unwesen treibt, war Welsh Student der Literaturwissenschaften in Edinburgh, erlebte die Deindustrialisierung sowie die Verarmung der britischen Arbeiter und experimentierte ausgiebig mit harten Drogen, darunter auch „Skag“, wie Heroin umgangssprachlich genannt wird. Sein Blick auf die schottische Drogenszene ist weder getrübt noch übertrieben, man kann sich mehr als lebhaft die versifften Junkie-Appartments und die unter dem Rausch brodelnden Probleme vorstellen.
Eine moderne Betrachtung
Welsh selbst konnte sich von diesem Elend lösen und den Problemen Leiths entkommen. Seit dem Erfolg seines Debütromans Trainspotting ist er ein Jetsetter, lebt mal in Edinburgh, mal in Dublin, dann wieder London oder Miami. Folgt man ihm auf Instagram, kann man seine Reise mitverfolgen – heute trinkt er Kaffee in Thailand, morgen legt er auf einer Party in Hongkong auf, um wenig später eine Lesung in Berlin zu geben. Er hat den Absprung geschafft, der vielen ein Leben lang verwehrt bleibt. Die Probleme der westlichen Arbeiterschicht, die in den letzten Jahrzehnten zerfallen ist und sich nun in neureichen, aber auch gescheiterten Kreisen eine neue Heimat gefunden hat, beschreibt Welsh meisterhaft und schreibt damit ein Stück westliche Gesellschaftsgeschichte.
Meisterhaftes Drama
Und natürlich darf man das geniale Storytelling nicht vergessen, das Welsh zueigen ist. 25 Jahre nach Trainspotting erschien Dead Man’s Trousers, das die Geschichte der ehemaligen Junkies zum dritten Mal weiterführt. Davor erschienen Porno und Blade Artist. Die Story kreist nicht mehr um Drogen, vielmehr handelt es sich um eine moderne Gangstergeschichte. Es sind immer die vertrauten Charaktere dabei, allesamt unerschöpflich in ihren menschlichen Dramen und hochkomplexen Beziehungen. Meistens sitzen zwei Gestalten in einem Pub und hecken bei Bier und Koks einen Plan aus, und Welsh erschafft diese Szenen mit einem solchen Wortwitz, dass man davon nie genug bekommt. Mal blutig, mal schwarzhumorig, dann wieder entsetzlich traurig und fesselnd gelingt es dem Autor immer wieder, die unterschiedlichsten Leser in seinen Bann zu ziehen.
Es bleibt zu hoffen, dass Welsh diese hohe Qualität beibehält und noch viele weitere Romane schreiben wird. In den sozialen Medien verkündete er kürzlich stolz, „wie ein Verrückter“ geschrieben und sich somit einen Kaffee verdient zu haben. Es bleibt abzuwarten, welches er er als nächstes veröffentlicht!